von Michael Hufnagl
Das Leben – im wahrsten aller Sinne – kann so schöne Geschichten schreiben.
Da denken wir während einer Golfwoche in Marokko darüber nach, …
… wie es sein kann, dass nach einem Fünf-Meter-Putt zum Par eine 10 auf der Scorekarte steht;
… warum ein Spieler den Ball nicht aus der Waste Area bringt, weil er hintereinander vier verschiedene Palmen trifft;
… oder ob es sexistisch ist, wenn ein von zwei mächtigen Hügeln verteidigtes Par 3 offiziell „Hole Brigitte Bardot“ genannt wird.
Da staunen wir im Rahmen unserer Ausflüge darüber, …
… dass Ampeln auf den Straßen von Marrakesch keine Aufforderung zum Halten sind, sondern bestenfalls Empfehlungen;
… dass auf einem fahrenden Moped auch vier Menschen ohne Helm Platz haben können;
… oder dass die Männer in der Stadt und auf dem berühmten Platz der Gaukler bei 30 Grad und Sonne ausnahmslos in Mäntel, Anoraks und Sakkos gehüllt sind.
Da wundern wir uns im Hotel, wie es möglich sein kann, …
… dass eine kleine Reisegruppe dem Vernehmen nach den gesamten Rosé-Vorrat austrinkt;
… dass die Angst, am Ende würde es am Buffet keine Zitronentarte-Törtchen mehr geben, dazu führt, dass sich die österreichische Touristenschar die grandiosen Desserthäppchen schon vor dem ersten Gang haufenweise sichert;
… oder dass der Barkeeper nach der x-ten Bestellung von Casablanca-Bier den Satz „Dirhamma net“ nicht versteht, aber trotzdem gerne Euro nimmt.
Und so abenteuerreich, lustig und harmonisch unsere Pre-Season-Week auch war, wie zu Beginn erwähnt … es ist das das Leben, das die schönste Geschichte schreibt. Dann nämlich, wenn Ricki ihre rückblickenden Gedanken übermittelt: Für mich hat die Reise eine ganz besondere – sehr persönliche – Bedeutung. Nach zwei Jahren, in denen mein Alltag nur geprägt war von Franz‘ Operationen, Krankenhausaufenthalten, endlosen Chemotherapien, Komplikationen aller Art und ständiger Angst um ihn, waren wir uns lange im Unklaren, ob wir uns überhaupt trauen, an dieser Reise teilzunehmen. Was tun, wenn es wieder eine Komplikation gibt, wie schaut die medizinische Versorgung aus, wie schnell kann ihn die Ärzteflugambulanz notfalls ausfliegen? Wir haben uns schlussendlich – ehrlich gesagt entgegen allem, was mir mein Verstand gesagt hat – getraut. Und es ist nichts passiert! Das ist wie eine Befreiung – wir können wieder in ein „normales“ Leben zurückkehren, ich kann aufhören, ständig Angst um ihn zu haben. Und dass die Gruppe auch auf ganz wunderbare Weise Rücksicht genommen hat, kommt dazu. Für das alles bin ich unendlich dankbar.
So ist das, wenn das Herz wahre Werte definiert. Umso größer sind Leichtigkeit und Frohsinn, wenn wir erzählen können, …
…dass sechs Golferinnen und sechs Golfer auch dank Lindas famoser Organisation eine echte Empfehlung abgeben können – die Plätze Samanah, Amelkis, Al Maaden, Assoufid, Royal und Ourika sind gut gepflegt, abwechslungsreich (von lieblich bis sportlich) und liegen alle (!) innerhalb einer halben Autostunde;
… dass die Damen die Bruttowertung gegen die Herren haarscharf (oder doch haushoch?) gewonnen und auch in der lukrativen Nettowertung die Plätze 1, 2 und 3 belegt haben;
… dass der physische Befund lautet: Eine Augenentzündung, eine gequetschte Hand (im Taxi auf der Heimreise), ein Insektenstich und – Obacht – kein Durchfall;
… dass es das dreckige Dutzend verdammt lustig hatte, und das liegt bitteschön nicht an Isa allein, die auf dem Platz nicht etwa wegen einer Ballsuche einen Flight-Stau verursachte, sondern weil sie sich unfreiwillig ins Klo eingesperrt hat;
… dass wir die Expedition 2024 in diese andere Kulturwelt aus sehr vielen Gründen sehr genossen haben – shkran, merci, danke, Anekdoten folgen.
Und, lieber Franz, wir sind sicher: 2025 fallen auch die Putts.
Ranking der Plätze durch die illustre Gruppe:
1. Samanah (36 Punkte)
2. Al Maaden (34)
3. Amelkis (33)
4. Assoufid (31)
5. Royal (16)