Bericht Matchplay 2023
Und jetzt darf Meister Spendling in Pension gehen
Dank einer physischen und psychischen Meister-Leistung krönte sich Manfred Spendling im GC Adamstal zum MGA-Matchplay-Champion 2023. Nach einer grundsoliden 82 im Zählwettspiel, rang der 61-jährige ORF-Tontechniker zuerst Volker Höferl am ersten Extra-Loch nieder, tags darauf musste er im Semifinale gegen Alexander Kramel sogar fünf Mal die 18 im Stechen spielen. Beim Showdown gegen Andreas Richter hielten nach komfortablem Vorsprung die Nerven – Spendling setzte sich mit 3 auf 2 durch.
Der Nachfolger von Guido Friedrich strahlte wie ein Atomreaktor, als er das Clubhaus betrat. Erschöpft, erleichtert, ergriffen sog Manfred Spendling den Applaus der Wartenden auf. „Das ist mein golferisches Highlight“, sagte der Niederösterreicher. Aber: „So ehrlich muss man sein: Die Top-Spieler waren nicht am Start. Es war vielleicht meine einzige Chance, den Titel zu holen. Und die habe ich genutzt. Ich bin echt total glücklich.“
In Abwesenheit der 15 MGA-Single-Handicapper war der Niederösterreicher mit Stammvorgabe 10,8 als nomineller Favorit ins zweitägige Vier-Runden-Duell gegangen. Prompt lieferte Spendling bei tropischen Temperaturen mit einer 82 die beste Runde im Zählwettspiel ab – vier Schläge besser als Andreas Richter, mit dem er es schließlich in der Gruppe A im Showdown zu tun bekommen sollte. In Runde zwei verlangte ihm Volker Höferl alles ab. Spendling verschob auf der 18 einen 15-Zentimeter-Putt zum Sieg – nicht neu in der Welt des Sports, dass sich anschließend ein Traum zum Trauma auswächst. Doch der Mann aus der Hinterbrühl hielt die Nerven in Zaum und setzte sich am ersten Extra-Loch durch.
Am nächsten Tag bekam es Spendling mit dem groß aufspielenden Alexander Kramel zu tun. Waschelnass, man hatte wegen Starkregens für eine Stunde pausiert, zog Spendling mit dem Lochgewinn auf der 18 den Kopf aus der Schlinge. Bereits vier Mal hatten die beiden die letzte Bahn mit demselben Resultat absolviert, als Kramel den Abschlag links in den Hang pfefferte. Ein Steckschuss! Ein vermeintlich aufmerksamer Zuschauer lokalisierte die Kugel, Kramel lag dann mit vier Schlägen bei der Fahne und hob den Ball auf. „Das ist nicht meiner.“ Der tatsächliche war einen halben Meter daneben gesteckt. „Das war einfach großartig von ihm“, sagte Spendling, der das Loch wohl auch so gewonnen hätte: Er lag mit zwei tot beim Stock.
Im Finale entwickelte sich anfangs ein Paarlauf, ehe Richter seine Liebe zum Wald entdecken zu schien. Links weg, rechts weg, nach 12 Löchern lag der ewige Jung-Pro bereits 6 down, ehe er drei Spielbahnen in Folge gewinnen konnte. Zu spät – auf der 16 war Schluss. Das Match hat Richter zwar verloren, den Humor aber noch lange nicht: „Du, Meister, wegen deines Girlie auf der 15 – ich habe einen Golfer getrunken!“, sagte er zu Spendling, nachdem er ihm aufrichtig gratuliert hatte. Der nahm’s mit einem Augenzwinkern, er hat sowieso Besseres vor, in drei Tagen ist sein letzter Arbeitstag, dann hat er noch mehr Zeit für Golf. „Die Chancen sind gering. Aber ich werde auf jeden Fall im nächsten Jahr versuchen, den Titel zu verteidigen.“
Bemerkenswert ist auch die Leistung von Heinz Dvorak, der mit einem 2 auf 1 gegen Kramel Platz drei eroberte. In der Gruppe B ging der Sieg an Thomas Wolfsegger (2 auf gegen Thomas Holzhuber), im Finale der Gruppe C schlug Heimo Valentintschitsch Eduardo Herling mit 2 auf.
Beim Stableford-Turnier – hier nahmen jene teil, die sich nach dem Zählwettspiel nicht für die Matchplay-Meisterschaften qualifiziert hatten, überragte Thomas Fuhrmann mit 40 Punkten, gefolgt von MGA-Vizepräsident Peter Rietzler (39) und Horst Kuprian (37).
Besonderer Dank gebührt wie immer Rolanda und Franz Wittmann, die den Medienschaffenden wieder ein sensationelles Package auf einem der schönsten Plätze in Österreich zur Verfügung gestellt haben. Wo sonst auf der Welt gibt’s denn so was? Vier Runden Golf auf einem Championship Course inklusive E-Cart um 110 Euro! Und eine Runde Getränke aufs Haus! Und noch dazu bedenkend, dass man einen erheblichen Einnahmeverlust in Kauf nimmt, wenn der Platz für zwei Tage der MGA fast allein gehört … Nicht zu vergessen auch Oma Herta und ihre Blunz’n-Brote bei der Halfway-Station, wo so mancher Golfer bei bester Laune darüber nachdenken kann, ob er nicht besser am Schwebebalken turnen oder Curling spielen sollte.
Kein Wermut ohne Tropfen: Aufgrund des einstündigen Regens am zweiten Tag, zogen es einige Teilnehmer vor, das Weite zu suchen. Ist halt blöd für den Matchplay-Gegner, wenn er sich dann nach ein paar Löchern mutterseelenallein im Clubhaus fadisieren muss; oder wenn man jemanden auf Loch 4 einfach so im Regen stehen lässt, das Bag in die Hand drückt und mit dem E-Cart davonfährt.
Aber, wie geschrieben: Es war eine rundum gelungene Veranstaltung! Schon heute freuen wir uns auf 2024.
Harald Schume